Landwirt Michael Petersen, Projektteilnehmer und Claus-Peter Tordsen, Gesamtkoordinator Angler der Rinderzucht Schleswig-Holstein eG) zum EIP-Projekt Angler Rind.

Herr Petersen, das Angler Rind ist die dominierende Rasse in Ihrer Milchviehherde. Auch Ihr Mitwirken an dem Film „Quo vadis, Angeln?“, der den Strukturwandel in der Region Angeln zeigt, lässt darauf schließen, dass Sie eine besondere Verbindung zu dieser Rasse haben. Welche Vorteile bietet die Angler Kuh gegenüber den im Durchschnitt hochleistenderen Holstein Kühen und was macht die Rasse Angler Rind für Sie so attraktiv?

Michael Petersen: Wenn man eine Angler Herde vernünftig managt, ist sie genauso wirtschaftlich wie eine Holstein Herde – und das trotz geringerer Milchleistung. Das liegt an den höheren Milchinhaltsstoffen, also Fett und Eiweiß, dem geringeren Grundfutterverbrauch und der Funktionalität, d. h. Klauengesundheit, Leichtkalbigkeit und Fruchtbarkeit. Die Angler Kuh ist eine unkomplizierte und langlebige Kuh.

Claus-Peter Tordsen: Man kann aus der Milch mit den höheren Inhaltsstoffen besser Käse produzieren. Die gehaltvolle Milch ist besonders für die Herstellung von Parmesankäse geeignet.

Michael Petersen: Das Angler Rind hat auch eine exzellente Fleischqualität.

Tordsen: Ja, das Angler Fleisch ist feinfaseriger, etwas besser marmoriert und dadurch hat es einen intensiveren Geschmack. Ein großer Vorteil ist auch, dass die Angler Kuh eine mittelrahmige Kuh ist. Es gibt viele Ställe, die vor 20 oder 30 Jahren gebaut worden sind – da haben die Liegeboxen geringere Maße und wenn die Kühe dann zu groß werden, haben sie schnell Probleme mit den Fundamenten oder die Liegezeiten verkürzen sich, weil sie einfach nicht in den Boxen liegen mögen.

Wie sehen Sie die Zukunft des Angler Rindes als tiergenetische Ressource?

Claus-Peter Tordsen: Die Nachfrage nach dem Angler Rind ist ganz, ganz stark und so wird die Rasse auch in Zukunft attraktiv bleiben. Exporte von Tieren nach Italien und exportiertes Sperma in die Ukraine und nach Australien zeigen, dass die Angler Kühe sehr anpassungsfähig sind. Wenn die Kühe auf der Weide sind, dann sind die Angler mit ihrem dunklen Fell unempfindlicher als die Holstein Kühe, die auch mal einen Sonnenbrand haben. Dadurch, dass die Angler Kühe kleiner sind, benötigen sie auch weniger Futter, um das Körpergewicht zu halten und bezogen auf die Klimaeffizienz müssen wir darauf achten, dass wir eine Kuh mit möglichst wenig Futter satt bekommen und Milch produzieren und nicht noch diese Körpermasse ausfüttern. Die mittelrahmige, leichte Angler Kuh eignet sich als Weidekuh und ist aufgrund ihrer Vorteile, also Körpergröße, Milchinhaltsstoffe, Anspruchslosigkeit, besonders für Biobetriebe geeignet.

Welche Bedeutung hat das EIP-Innovationsprojekt „Tierwohl, Nährstoff- und Klimaeffizienz beim Angler Rind“ für Sie?

Michael Petersen: Ich habe die große Hoffnung, dass bestätigt wird, dass die Angler Kuh die effizientere Kuh ist, aufgrund ihrer hohen Milchinhaltsstoffe, geringeren Futteraufnahme, Mittelrahmigkeit, etc.

Welchen Stellenwert hat die Rasse Angler Rind für die Zuchtorganisation RSH eG und warum ist es für die RSH eG wichtig, sich für den Erhalt der Angler Rasse einzusetzen?

Claus-Peter Tordsen: Das Angler Rind hat einen Anteil von ca. 12-13% am Umsatz der Zuchtorganisation. Wir verkaufen das Sperma der Angler Rinder sowohl in alle Bundesländer Deutschlands als auch in das Ausland. Die RSH eG betreut alle Rinderassen und legt großen Wert auf den Erhalt der Rassevielfalt, um die genetische Diversität zu bewahren und damit auch den Erhalt der Angler Rasse.

 

Das Interview führte Kira Schröder (Institut für Tierzucht und Tierhaltung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel).