Bei der Milchviehhaltung entsteht immer ein Mindestmaß an Treibhausgasen. Methan entsteht natürlicherweise bei der Verdauung im Pansen der Kuh, ebenso kann es bei der Lagerung von Gülle entweichen. Beim Futteranbau verursachen stickstoffhaltige Düngemittel Lachgasemissionen, die aus dem Boden entweichen.

Aufgrund des hohen Anteils von Dauergrünland und der klimatischen Bedingungen ist Niedersachsen ein sehr günstiger Standort für die Milcherzeugung.

Über das Projekt der Fokus Milch GmbH – Partnerorganisation der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V. (LVN) – können niedersächsische Landwirt:innen auf der Klimaplattform Milch ihre Klimabilanz erstellen und Einsparpotentiale ableiten.

Treibhausgasbilanz pro Kilogramm Milch

Die Klimaplattform Milch – eine Online-Datenbank  –  errechnet den betrieblichen CO2-Fußabdruck landwirtschaftlicher Milchviehbetriebe. Die Berechnungen basieren auf dem Berechnungsstandard für einzelbetriebliche Klimabilanzen (BEK). Dafür müssen die Landwirt:innen 17 Fragen beantworten – z.B. zur Milchmenge pro Kuh, dem Stromverbrauch oder zur Fütterung. Aus den Angaben wird die Treibhausgasbilanz pro Kilogramm Milch errechnet.

CO2-Einsparpotentiale ableiten

Um Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen, lassen sich viele Milchbauern Klimabilanzen für ihren Hof erstellen. Sie haben durch die Klimaplattform Milch auch die Möglichkeit, sich mit anderen Betrieben zu vergleichen. Molkereien wiederum erhalten über das Tool einen ersten Überblick über den CO2-Fußabdruck ihres Rohstoffs, der für die nachhaltige Weiterentwicklung der Unternehmen wichtig ist.

Klimaschonendere Milcherzeugung

Um CO2-Emissionen in der Milcherzeugung zu reduzieren, kann bspw. über die Futterqualität und -menge die Milchleistung der Kühe optimiert werden. Die Verfütterung von heimischem Rapsschrot statt importiertem Sojaschrot, die Verwertung von Nebenprodukten aus der Lebensmittelherstellung, eine gasdichte Lagerung der Gülle und die Nutzung erneuerbarer Energien aus Solar- oder Biogasanlagen führt zu einer klimaschonenderen Produktion.

Ist die Kuh ein Klimakiller oder ein wichtiges Glied im Nährstoffkreislauf?

Wo genau entstehen Treibhausgasgase bei der Milchproduktion und wie kann die Klimaplattform Milch Betriebe auf ihrem Weg zu einer klimaschonenderen Milcherzeugung unterstützen?

 

 „Die Klimaplattform Milch soll helfen, auf den Betrieben konkrete Verbesserungspotentiale einfach und schnell sichtbar zu machen“, so Jan Heusmann, Vorstandsvorsitzender der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V (LVN). „Denn auch wir möchten unseren aktiven Beitrag zum Erreichen der neuen Klimaschutz-Ziele für Niedersachsen leisten.“

40 Prozent der niedersächsischen Milchbauern bereits klimabilanziert

Die niedersachsenweit einheitliche Erfassung der Klimadaten direkt auf den Betrieben ist in Deutschland einmalig. Das Projekt der Fokus Milch GmbH – Partnerorganisation der LVN – zeigt die gemeinschaftliche Anstrengung aller Beteiligten, eine breitere Kenntnis über die betrieblichen CO2-Emissionen zu erlangen und erste Reduzierungsmaßnahmen abzuleiten. Bereits 40 Prozent der niedersächsischen Milchbauern sind klimabilanziert.

Ein Fünftel der deutschlandweit produzierten Milchmenge stammt aus Niedersachsen

7.843 Milchbauernhöfe gibt es in Niedersachsen. Insgesamt werden rund 804.170 Milchkühe in Niedersachsen gehalten. Pro Betrieb leben im Durchschnitt 102,5 Milchkühe auf dem Hof (Stand: November 2022; Quelle: destatis). In Niedersachsen ist die Laufstallhaltung besonders stark verbreitet: 95 Prozent der Milchkühe werden in Boxenlaufställen gehalten. Im bundesweiten Vergleich gehört Niedersachsen zu den Spitzenreitern bei der Weidehaltung. 68 Prozent der niedersächsischen Betriebe ermöglichen ihren Milchkühen Zugang zur Weide (Stand: März 2020; Quelle: Statistisches Bundesamt). Nahezu alle Betriebe sind familiengeführt. 21 Molkereien gibt es in Niedersachsen (Quelle: LVN). Die Molkereien arbeiten regional, teilweise aber auch international. Ein Fünftel der deutschlandweit produzierten Milchmenge stammt aus Niedersachsen.